Der Heidelberger Karlsplatz bietet nicht nur einen grandiosen Blick auf das Heidelberger Schloss – er bietet auch einen Blick auf das darunterliegende imposante Gebäude des Großherzoglichen Palais. Mit dem Bau dieses Adelspalais wurde im Jahre 1717 unter Carl Philipp Freiherr von Hundheim durch den Darmstädter Hofarchitekten Louis Remy de la Fosse begonnen. Das langgeschossige spätbarocke Zeilenhaus war 1843 klassizistisch umgestaltet worden. In der Bel Etage befinden sich drei Appartements, von denen zwei durch einen Saal verbunden sind. Wertvolle Stuckaturen aus der Erbauerzeit sind gut erhalten, ebenfalls die klassizistischen Stuckarbeiten von Josef Anton Pozzi.
Der staatliche zweigeschossige Putzbau wurde als Wohnhaus für die Studienaufenthalte der großherzoglichen Söhne des Hauses Baden genutzt. Vor dem Gebäude in der Mitte des Karlsplatzes errichtete Michael Schoenholz 1978 den interessanten Sebastian-Münster-Brunnen.
Heute residiert im Großherzoglichen Palais die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die am 3. Juli 1909 in Anwesenheit des letzten badischen Großherzogs Friedrich II. gegründet wurde. Sie ist in der Tradition der 1763 durch Kurfürst Carl Theodor gegründeten Kurpfälzischen Akademie als badische Akademie konstituiert. Heute ist sie die Landesakademie Baden-Württembergs, „die Republik der Wissenschaften des Landes“ und trotzdem weitgehend unabhängig von der Landesregierung geblieben, so Akademiepräsident Prof. Dr. Hermann H. Hahn, der sich bei der Landeregierung für die Anerkennung und Unterstützung bedankte. Die Akademie war zunächst durch die Stiftung von einer Million Goldmark der Mannheimer Industriellenfamilie Lanz ausgestattet worden. Erst 1958 übernahm Baden-Württemberg die Grundfinanzierung.
Bei einem Empfang der Landesregierung im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses zählte Ministerpräsident Günther H. Oettinger die Akademie „zu den ganz großen Leuchttürmen in unserem Land – sie ist ein Paradies unabhängiger Forschung, die auch in Zukunft meine Unterstützung hat. Sie repräsentiert weltweit die ganze Breite der Disziplinen von der Theologie bis zu den Ingenieurwissenschaften.“ Z.Zt. sind mehr als 200 Mitarbeiter in 20 Forschungsprojekten tätig, wobei langfristige Grundlagenforschung der Schwerpunkt ist.
Beim zweiten Festakt in der Aula der Alten Universität, in der die Akademie 100 Jahre und einen Tag zuvor gegründet worden war, stellte Wissenschaftsminister Peter Frankenberg das hochkarätige Niveau dieser Baden-Württembergischen Landesakademie heraus, die bisher sechs Nobelpreisträger und zwanzig Leibnizpreisträger stellt. Frankenberg bekannte sich zur langfristigen Grundlagenforschung in der Heidelberger Denkfabrik. Beim Festakt war übrigens auch Prinz Ludwig von Baden anwesend, der Repräsentant der Familie des Markgrafen von Baden.